Seltsame neue Schreibungen ...

Majonäse    statt    Mayonnaise
Wandalen    statt    Vandalen
Schofför    statt    Chauffeur
Sketsch    statt    Sketch
Schose    statt    Chose
Penthaus    statt    Penthouse
Getto    statt    Ghetto
Kaki    statt    Khaki
Etymologie    statt    Ethymologie
seeerfahren    statt    seerfahren

...und Trennungen

Bis- tum    statt    Bi- stum
and- re    statt    an- dre
Ing- rid    statt    In- grid
ab- strakt    statt    abs- trakt
Epi- sode    statt    Epis- ode

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[Diese Seite ist natürlich ein Joke:

Alle Schreibungen in der linken Spalte gab es schon im Duden 1991, die meisten davon schon seit 40 Jahren!
Nur gab es Etymologie noch nie mit h und seeerfahren hatte schon immer drei e's!
Solche und ähnliche Beispiele werden aber oft gegen die Rechtschreibreform verwendet.]

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Probleme

Wirkliche Probleme

Duden 1991, 20. Auflage

  1. Laut-Buchstaben-Zuordnungen
    Mikrofon    -    Grammophon
    Kissen    -    Kißchen
    Potenz    -    potentiell
    Tournee    -    Varieté

  2. Getrennt- und Zusammenschreibungen
    zueinander passen    -    zueinanderfinden
    irgend jemand    -    irgendwer
    artig grüßen    -    übrigbleiben
    getrennt schreiben    -    gefangennehmen

  3. Schreibung mit Bindestrich
    Ichform    -    Ich-Roman
    Sollzinsen    -    Soll-Stärke
    8mal    -    n-mal
    das Sichausweinen    -    das Aus-der-Haut-fahren

  4. Groß- und Kleinschreibung
    mit Bezug auf    -    in bezug auf
    in Frage stellen    -    im dunkeln tappen
    Auto fahren    -    radfahren
    alles Weitere    -    alles übrige

  5. Zeichensetzung
    Diesen Film gesehen zu haben hat noch niemandem geschadet.    -    
        -    Diesen Film gesehen zu haben, hat noch niemand bereut.
    Ich versuchte das Gerät zu reparieren    -    
        -    Ich habe versucht, das Gerät zu reparieren.

  6. Worttrennung am Zeilenende
    Di- phthong    -    Diph- therie
    Ger- iatrie    -    Ge- riatrikum
    Metall- urg    -    Drama- turg
    Psych- agoge    -    Psy- chologe

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Geschichte

Geschichte der Rechtschreibung

   ~750  Althochdeutsch (Beginn)
    765  "Abrogans": Älteste deutsche Schrift

    786  theodiscus > deutsch (als Sprache der germanischen Volksstämme)
790-800  "Isidor" (Fragmente), Alkuin
    800  Karl der Große: Beginn der deutschen Geschichte; Bildungspolitik 





863-871  Mönch Otfried v.Weißenburg verfaßt
           Evangeliendichtung in der "Volkssprache".
           Neue Buchstaben und Buchstabenkombinationen.
















1050/1100  1. Lautwandel (Althochdeutsch -> Mittelhochdeutsch)    






















   1290  Italien: Dante Alighieri mit vielen großen Werken erstmals
           in italienischer Sprache. Danach auch: F. Petrarca und G. Boccaccio
   1300  Ausbau der Schriftsprache, besonders in den Kanzleien von Karl IV



  ~1350  Mittelhochdeutsch -> Frühneuhochdeutsch











   1477  England: William Caxton druckt erstes englisches Buch, 
           das auch die Orthografie festlegte. Aber 1500-1550 Lautwandel,
           der nicht in der Orthografie nachvollzogen wurde
  ~1500  2. Lautwandel (Frühneuhochdeutsch -> Neuhochdeutsch)
           Humanisten interessieren sich für die deutsche Sprache.
           Volksstämme sprechen noch sehr unterschiedlich: Kloi = Kloa = Kleen          
   1523  Martin Luther: Erste Ausgabe seines Alten Testaments
           Fast alles nur Kleinbuchstaben. Begriff "Muttersprache"
   1545  Martin Luther: Neuauflage des AT mit vielen Großschreibungen 
           von Substantiven, aber auch anderen Wörtern. 
           Großer Einfluß! Aber keine einheitliche Schreibung im AT:
           Zweiffel, Zweifel, Zweyffel, Zweivel (auf gleicher Seite)

   1590  Spanien:Cervantes, Lope de Vega, Calderon: Goldenes Zeitalter
           der spanische Literatur. Großer Einfluß auf die Orthografie
   1605  Frankreich: HeinrichIV. beauftragt Dichter Malherbe,die
           franz. Sprache zu reinigen und zu pflegen. Academie Francaise
   1612  Italien: Wörterbuch einer Akademie, das die Orthografie
           festlegte. Diese ist fast identisch mit der heutigen 
           Schreibweise (kein ph, rh, th!)
   1663  Immer noch keine einheitliche Schreibung:
           Amt, Ambt, Ammbt, Ampt, Ammpt, Amptt




   1726  Spanien: Wörterbuch der Königlichen Spanischen
           Akademie, das die Orthografie festlegte. Diese ist fast
           identisch mit der heutigen Schreibweise (ähnlich Italien)   
   1748  Johann Gottsched(Deutsche Gesellschaft) gibt Buch heraus:
           "Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst". Als Maßstab anerkannt;
           Festschreibung der Großschreibung nur von Substantiven
1750-1830 Klassisches deutsches Zeitalter (Klopstock, Lessing,
           Goethe, Herder, Kleist, Wieland, Schiller, Novalis, Hölderlin)
           Viele, u.a. auch Goethe, halten sich nicht an Gottscheds Regeln:
           Mädgen, dicktiren.

1854(-1961) Jacob Grimm "Deutsches Wörterbuch", Ablehnung
           der Großschreibung, radikale Änderungsvorschläge
           (kein Dehnungs-h , w und f statt v) 
   1871  Reichsgründung. Jede Schule schreibt nach anderen Regeln,
           jede größere Druckerei hat ihr eigenes Wörterbuch.
   1876  1.Orthografische Konferenz (Berlin) mit maßvollen 
           Änderungsvorschlägen (t statt th in Thür usw.).
           Wenig Akzeptanz.   
   1880  Konrad Duden: "Orthografisches Wörterbuch der 
           deutschen Sprache" für Buchdruckereien. Bismarcks Verbot
   1901  2. Orthografische Konferenz (Berlin, unter K. Duden). Erfolg:
           Verbindliche Festlegung einer einheitlichen Orthografie, aber 
           unter Ausklammerung fast aller Probleme 
   1915  9. Auflage des Dudens mit vielen Änderungen setzt sich durch
           Weiterhin Rechtschreibprobleme: Das Kosogsche Diktat
  ~1923  Niederlande: Abschaffung der Großschreibung

   1948  Dänemark schafft als vorletztes Land Europas die
           Großschreibung ab.
   1954  Erste neue Ansätze für Rechtschreibreform: "Stuttgarter
           Empfehlungen". Kultusministerkonferenz: Im Zweifelsfall gelten
           die Regeln des Duden - bis zu einer Neuregelung

   1985  1. Wiener Konferenz (BRD, DDR, Österreich, Schweiz) 
   1990  Nach Ablehnung der Vorschläge (Tron): 2. Wiener Konferenz
   1994  3. Wiener Konferenz mit neuem Vorschlag (10 Staaten)
   1995  Kultusministerkonferenz verabschiedet überarbeiteten Text
   1996  Alle Staaten unterzeichnen den Vertrag
   1997  Einrichtung einer "Zwischenstaatlichen Kommission" (IdS)
   1998  In Kraft treten der neuen Regeln mit Übergangsfrist bis 2005

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Wegen der Lautverschiebungen stimmen Schreibung und Lautschrift nicht überein.

Beispiele:

Hilfe: Ableiten der Schreibung durch verschiedene Methoden

  1. Stammprinzip: Wortstamm
    fahren    ->    ab-, be-, hinfahren, Fahrrad
    Alb    =>    Albtraum
    selbst    =>    selbstständig

  2. Stammprinzip: a wird ä, au wird äu
    Gefahr    ->    gefährlich, Gefährt
    Stange    =>    Stängel
    Schnauze    =>    schnäuzen

  3. Stammprinzip: t wird z
    Kommerz    ->    kommerziell
    Potenz    =>    potenziell, Potenzial
    Justiz    =>    Justiziar, justiziabel

  4. Verdoppelung des einzelnen Konsonanten nach betontem kurzen Vokal

    Beispiele: Masse, satt, wollen

    Nummer    =>    nummerieren
    Tippzettel    =>    Tipp
    Karamelle    =>    Karamellpudding
    moppen    =>    Mopp
    steppen    =>    Stepptanz

  5. Ähnliche Wörter
    bemühen, blühen, brühen, glühen, mühen, verfrühen    ->    sprühen
    blau, flau, genau, grau, lau, mau, schlau    =>    rau
    Emu, Gnu, Kakadu, Karibu, Kudu, Marabu, Nandu, Zebu    =>    Känguru

  6. Endsilben: -rat, -heit
    vor    ->    Vorrat
    zier    =>    Zierrat
    roh    =>    Rohheit
    jäh    =>    Jähheit

  7. Sonderfall: ss/ß-Schreibungen

    Ableitungen aus der Grundform behalten deren Schreibung (bei gleicher Aussprachenlänge)

    Beispiel:

    • lang: kam -> kamen, kamst, kämest
    • kurz: Kamm -> kämmen, Kämmchen

    Also auch bei ss/ß:

    • lang: Fuß -> Füße, Fußball, fußen
    • kurz: Fluss => Flüsse, flüssig, Flusses

    Regel:

    • ss statt ß nach kurzem Vokal (Konsonantenverdopplung)
    • ß nur nach langem Vokal oder Diphthong
      Beispiele: Straße, außen

    Es gibt also nur noch 1 Regel (bzw. 2 Regeln) statt bisher 6 Regeln und 2 Unterregeln

    Bisherige Schreibung (Duden 1991) - nun ohne Unterschied:
    Wässerig    <->    wäßrig
    vergessene    <->    vergeßne
    lass'    <->    laß!
    Dressman    <->    Dreß

    Durch die Neuregelung werden viele englische Wörter wieder wie im Original geschrieben:
    Busineß    ->    Business
    Fairneß    ->    Fairness
    Stewardeß    ->    Stewardess
    Dreß    ->    Dress
    Fitneß    ->    Fitness
    Miß    ->    Miss

    Weiterer Vorteil:
    Häufigere Schreibungen eines Wortstammes
    Beispiel: Hass, hassen, hässlich

    Einziges auffallendes Wort: dass

  8. Sonderfall: 3 gleiche Buchstaben

    Bisher gab es 2 Regeln und 6 Unterregeln:

    • Bettuch    ->    Bet- tuch oder Bett- tuch
    • Sauerstoffflasche
    • Ballettheater    (!)
    • Rückkehr
    • Heusssche Reden
    • Fusssohle    (falls kein ß vorhanden)
    • Tee-Ei
    • seeerfahren

    Es gibt keine Sonderregel mehr !
    Stilleben    ->    Stillleben
    Flußsand    ->    Flusssand
    Schiffahrt    ->    Schifffahrt
        ->    Schiff-Fahrt
    Tee-Ei    ->    Teeei
        ->    Tee-Ei

  9. Fremdwörter

    "Rhythmus" in Europa
    englisch:    rhythm
    französisch:    rythme
    italienisch, spanisch, portugiesisch (holl.):    ritmo
    dänisch (schwedisch, finnisch, polnisch):    rytme

  10. Wörter aus dem Griechischen

    Keine generelle Abschaffung von ph, rh, th !
    Aber Einzellösungen:

    ph    ->    f   in allen Wörtern mit ...phon, ...graph ...
    Fotografie    =>    Geografie, Orthografie, Biografie
    wie schon vorher: Chemiegrafie, Lithografie, Stenografie, Telegrafie, ...
    Telefon    =>    Megafon, quadrofon, Saxofon
    wie schon vorher: Mikrofon, ...
    rh    ->    r
        =>    Hämorriden
        =>    Katarr
    th    ->    t
        =>    Panter
        =>    Tunfisch

  11. Wörter aus dem Französischen

    Konsequente Eindeutschung durch:
    ai = ä:Dränage    =>    Nessessär
    Porträt        Frigidär
    Sekretär        Maläse
    é/ée = ee:Klischee    =>    Varietee
    Resümee        Negligee
    Dragee        Exposee
    ou = u:Bukett    =>    Buklee
    Nugat        Bravur
    Bluse        
    c = ss/ß:Fasson    =>    Fassette
    Fassade        Nessessär
    Soße        
    qu = k/ch:Etikett    =>    Kommunikee
    Likör        Scheck
    Jackett        
    ch/sh = sch:  Sketsch    =>    Ketschup
    Anschovis        Schikoree
    Scharm        

  12. Pluralbildung bei englischen Fremdwörtern mit -y:

    Duden (1991):
    Baby    -    Babys
    Bobby    -    Bobbys, Bobbies
    Body    -    Bodys
    Brandy    -    Brandys
    Buggy    -    Buggys
    Bunny    -    Bunnies
    Bully    -    Bullys
    City    -    Citys
    County    -    Countys, Counties
    Daddy    -    Daddys, Daddies
    Dandy    -    Dandys
    Derby    -    Derbys
    Dummy    -    Dummys, Dummies
    Gully    -    Gullys
    Guppy    -    Guppys
    Hickory    -    Hickorys
    Hobby    -    Hobbys
    Husky    -    Huskies, Huskys (!)
    Lady    -    Ladys, Ladies
    Lobby    -    Lobby, Lobbies
    Paddy    -    Paddy, Paddies
    Pantry    -    Pantrys
    Panty    -    Panties
    Party    -    Partys, Parties
    Penalty    -    Penaltys
    Penny    -    Pennies (!)
    Pony    -    Ponys
    Rowdy    -    Rowdys
    Rummy    -    Rummys
    Shanty    -    Shantys, Shanties
    Shorty    -    Shortys
    Story    -    Storys, Stories [aber nicht nach Duden Band 9]
    Teddy    -    Teddys
    Teeny    -    Teenys, Teenies
    Tory    -    Torys, Tories
    Whisky    -    Whiskys

    Neu: Plural nur mit -ys

Bemerkungen

Sich widersprechende Prinzipien:

Problemgruppen

Es gibt im Deutschen schon genügend Problemwörter:

Homophone:

Boot    -    bot
das    -    daß/dass
dehnen    -    denen
ist    -    ißt/isst
fast    -    faßt/fasst
hast    -    haßt/hasst
Lärche    -    Lerche
lehren    -    leeren
Lied    -    Lid
Mahl    -    Mal
mahlen    -    malen
Miene    -    Mine
Mohr    -    Moor
Nachnahme    -    Nachname
Saite    -    Seite
Stiel    -    Stil
Vetter    -    fetter
viel    -    fiel
Wahl    -    Wal
wahr    -    war
wieder    -    wider

Homographe:

August    -    August
blutarm    -    blutarm
Floß    -    floß
Flucht    -    flucht
Gen    -    gen
Heroin    -    Heroin
Hochzeit    -    Hochzeit
Konsum    -    Konsum
kosten    -    kosten
Lache    -    Lache
Leger    -    leger
Log    -    log
modern    -    modern
Montage    -    Montage
Orange    -    orange
Perfekt    -    perfekt
quatschen    -    quatschen
Rast    -    rast
rasten    -    rasten
Rußland    -    Rußland
Schoß    -    schoß
Service    -    Service
Sucht    -    sucht
Tenor    -    Tenor
Weg    -    weg

Homonyme:

Acht
Alb(der, die)
Ball
Band(der, die, das)
Bar(der, die, das)
Bund(der, das)
Flur(der, die)
Gehalt(der, das)
Heide(der, die)
Kamm
Schloß/Schloss
Star
Steuer(die, das)
Tau(der, das)
Ton
Tor(der, das)
Zug

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Getrennt- und Zusammenschreibung

Getrennt- und Zusammenschreibung

Bisher gab es keine klaren Regeln:

zueinander passen    <->    zueinanderfinden
sitzen bleiben    <->    sitzenbleiben
hof halten    <->    haushalten
mit Plan baden gehen    <->    im Bett liegen bleiben
jmdm. zu nahe treten    <->    ... immer näherkommen
sauber putzen    <->    sauberhalten
schlafen gehen    <->    spazierengehen
Schritt halten    <->    maßhalten
irgend etwas    <->    irgendwas

Ebenso bei Fremdwörtern:

Haute Couture    <->    Hautefinance
off line    <->    offside
Hot pants    <->    Hotline
Fair play    <->    Fairneß

Zusammenschreibung:

Bisher nach Duden (1991):

miteinander spielen    <->    aufeinanderprallen
abhanden kommen    <->    anheimstellen
zunichte machen    <->    überhandnehmen
logisch denken    <->    heiligsprechen
deutlich machen    <->    heimlichtun
blind sein    <->    dabeisein
getrennt schreiben    <->    gefangennehmen
rasend werden    <->    verlorengehen
Auto fahren    <->    radfahren
Obacht geben    <->    achtgeben
Schlittschuh laufen    <->    eislaufen
Angst haben    <->    kopfstehen
Sorge tragen    <->    loswerden
schreiben lernen    <->    kennenlernen
blau färben    <->    leichtfallen
allein stehen    <->    bekanntmachen
riesig groß    <->    grünlichgelb
zu Fuß    <->    unterderhand
so viele    <->    soviel
statt dessen    <->    infolgedessen

Neue Rechtschreibung:

Verben:

liegen    lassen
gefangen    nehmen
heilig    sprechen
kurz    treten
überhand    nehmen
dabei    sein
Rad    fahren

Ausnahmen:

blau machen    ->    blaumachen
heim kehren    ->    heimkehren
froh locken    ->    frohlocken
ab sagen    ->    absagen
frei sprechen    ->    freisprechen
    ->    frei sprechen

Partizipien:

ohne Zusatz    ->    Fleisch fressend
sonst    ->    angsterfüllt

Feststehende Ausdrücke (Präposition und Substantiv)

außer Stande    -    außerstande sein
im Stande    -    imstande sein
in Stand    -    instand halten
in Frage    -    infrage kommen
in Kraft    -    inkraft treten
zu Grunde    -    zugrunde gehen
zu Leide    -    zuleide tun
zu Mute    -    zumute sein
zu Rande    -    zurande kommen
zu Schanden    -    zuschanden machen
zu Schulden    -    zuschulden kommen
zu Tage    -    zutage treten
zu Wege    -    zuwege bringen
zu Stande    -    zustande kommen
 
auf Seiten    -    aufseiten
von Seiten    -    vonseiten
mit Hilfe    -    mithilfe von
an Stelle    -    anstelle von
auf Grund    -    aufgrund von
zu Gunsten    -    zugunsten von
zu Lasten    -    zulasten von

Fremdwörter

Bisherige verschiedene Schreibungen bei zusammengesetzten Substantiven

  1. Jobkiller, Talkmaster, Cocktailparty, Salesmanship
  2. Cherry Brandy, Jam Session, Negro Spiritual, Centre Court
  3. Boat people, Square dance, Comic strip, Lip gloss
  4. Talk-Show, Bottle-Party, Tea-Room, Ralley-Cross
  5. Job-sharing, Sales-manager, Dining-room, Toe-loop

Ähnlich bei Adjektiven:

  1. off line
  2. top-secret
  3. nonstop
Neue Schreibweise: Immer in e i n e m Wort

Ein paar weitere bisherige Schreibungen bei zusammengesetzten Substantiven

  1. Airbag, Bandleader, Bodybuilding, Brainstorming, Diskjockey, Flipflop, Football, Ghostwriter, Goodwill, Jetliner, Mountainbike, Nightclub, Playboy, Popcorn, Punkrock, Secondhandshop, Skyline, Streetworker, Swimmingpool, Weekend, Workshop
  2. Industrial Design
  3. Beat generation, Desktop publishing, Product placement
  4. Afro-Look, Boy-Scout, Brain-Drain, Cross-Country, Cruise-Missile, Davis-Cup, Dixieland-Jazz, Go-Kart, Hair-Stylist, Hat-Trick, Heli-Skiing, Inside-Story, Jumbo-Jet, Lawn-Tennis, Light-Show, Love-Story, Management-Buyout, Release-Center, Sex-Appeal, Shopping-Center, Sightseeing-Tour, Stock-Car, Trade-Union
  5. Action-painting, After-shave, Air-conditioning, Art-director, Cash-flow, Chewing-gum, Country-music, Flip-chart, Ginger-ale, Go-slow, Jet-set, Joint-venture, Keep-smiling, King-size, Pop-art, Rush-hour, Sales-promotion, Time-sharing

Bisherige Schreibungen: Substantiv und Präposition

  1. Blackout, Fallout, Handout Comeback, Feedback, Playback Countdown, Kickdown, Showdown
  2. Buy-out, Drop-out, Time-out Kick-off, Play-off, Take-off Blow-up, Fly-over, Rooming-in
Neue Schreibweise: Immer m i t B i n d e s t r i c h

Bisherige Schreibungen: Adjektiv und Substantiv

  1. Bluejeans, Hardstuff, Hotline
  2. Black Box, Hard Rock, Hot Jazz
  3. Fast food, Hard cover, Hot dog
  4. Happy-End, High-Fidelity, High-Society
  5. Easy-rider, Free-style, High-riser
Neue Schreibweise: Immer in e i n e m Wort; optional: getrennt und groß

Ein paar weitere bisherige Schreibungen bei Adjektiv und Substantiv

  1. Bestseller, Fastback, Freeholder, Hardliner, Hardware, Highlight, Highway, Newcomer, Software
  2. Big Band, Big Business, Black Power, Cold Cream, Compact Disc, Cool Jazz, Free Jazz, Grand Prix, Grand Slam, Latin Lover, Mixed Pickles, New Age, New Look, Public Relations, Running Gag, Safer Sex, Soft Drink, Soft Rock
  3. Common sense, Corned beef, Displaced person, Fair play, Floppy disk, Free climbing, Heavy metal, Hot pants, Irish coffee, Minimal art, Missing link, Mixed grill, Open air, Paying guest, Short story, Small talk, Standing ovations, Sudden death
  4. English-Waltz, High-Church, High-Tech, Irish-Stew, Shooting-Star

Vergleich mit der englischen Schreibung

Duden (1991):
Blackout     Feedback     Countdown
Play-off     Take-off     Fly-over
 
Schöffler-Weis:
blackout     feedback     countdown
play-off     take-off     fly-over
 
Duden Oxford:
black-out     feedback     count-down
play-off     take-off     flyover
 
Langenscheidt:
blackout     feedback     countdown
play-off     take-off     flyover
 
Webster 1913:
blackout     feedback     countdown
playoff     take-off     flyover
 
Webster 1981:
blackout     feedback     countdown
play-off     takeoff     flyover
 
Hornsby Oxf.:
blackout     feedback     count-down
play-off     take-off     flyover
 
Collins Cobuild:
blackout     feedback     countdown
playoff     takeoff     flyover

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Schreibung mit Bindestrich

Schreibung mit Bindestrich

Erlaubt zur besseren Lesbarkeit:

Umsatzsteuer-Tabelle
Leichtathletik-Länderkampf
Quecksilberdampf-Lampe
Sauerstoff-Flasche
Non-Stop-Flug

Erlaubt zur Vermeidung von Doppel-Interpretationen:

Neu:

Keine Sonderfälle mehr

Ich-Laut    oder    Ichlaut
Ich-Roman    oder    Ichroman
        Ichform
        Ichsucht

Vorschrift jetzt auch bei Ziffern und Buchstaben - außer Suffixen

8teilig    ->    8-teilig
16tonner    ->    16-Tonner
5mal    ->    5-mal
68er    ->    68er

Nicht geregelt: InnenMajuskel

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Gross- und Kleinschreibung

Groß- und Kleinschreibung

Bisher (Duden 1991)

als Ganzes gesehen    -    im ganzen gesehen
aufs Beste hoffen    -    auf dem trockenen sitzen
ins Schwarze treffen    -    ins reine bringen
in Frage stellen    -    im dunkeln tappen
zum Guten wenden    -    im argen liegen
aufs Ganze gehen    -    im trüben fischen
sein Bestes tun    -    zum besten geben
Angst haben    -    angst machen
Schlange stehen    -    kopfstehen
außer aller Acht lassen    -    außer acht lassen
alles Erdenkliche    -    alles mögliche
im Freien    -    im verborgenen
Hilfe leisten    -    not tun
viel Ähnliches    -    und ähnliches
beim Bisherigen bleiben    -    beim alten bleiben
für Rechtens halten    -    rechtens verurteilt
das Entweder-Oder    -    das Als-ob
in Deutsch    -    auf deutsch
ein Dritter    -    jeder dritte
heute zu Mittag    -    heute mittag
Arm und Reich    -    alt und jung
Ohmsches Gesetz    -    ohmscher Widerstand
Erste Hilfe    -    erste Geige
die Schwarze Magie    -    die schwarze Messe

Warum überhaupt Großschreibung ?

Niederlande:      K l e i n s c h r e i b u n g seit ca. 1 9 2 5
Dänemark:      K l e i n s c h r e i b u n g seit 1 9 4 8

Experiment:

In den Niederlanden wurden Versuchspersonen niederländische Texte vorgelegt, in denen die Substantive groß geschrieben waren
- alle Versuchspersonen konnten die Texte schneller erfassen.

Mehrdeutigkeit bei K l e i n s c h r e i b u n g (Englisch):

Deutsch mit K l e i n s c h r e i b u n g:

Probleme auch bei G r o ß s c h r e i b u n g:

Neue Regeln

Es werden m e h r Wörter als bisher mit klarer Definition g r o ß g e s c h r i e b e n .
Es bestehen statt 24 noch 14 Regeln.

Wichtige Bereiche

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Zeichensetzung

Zeichensetzung

Etwa 1990 ereignete sich der Aufstand der Oberlehrer:

Ausgelöst durch die Kopierer-Reklame von Kodak:
Ich freu mich auf's Büro
statt:  Ich freu' mich aufs Büro

Der Apostroph

Der Apostroph wird nur noch dann gesetzt, wenn es zum Erfassen des Sinns notwendig ist:

Zeichensetzungsregeln

Im alten Duden (1991):102 Regeln und 37 Unterregeln
Davon Kommaregeln:38 Regeln und 24 Unterregeln + 18 Ausnahmeregeln
Nach der Reform:40 Regeln und 6 Unterregeln
Davon Kommaregeln:9 Regeln

Das Komma

Neu: In den meisten Fällen kann der Schreibende selbst entscheiden, ob ein Komma notwendig ist oder nicht.

N i c h t mehr notwendig

Neu:Es muss bei diesen Sätzen nirgendwo ein Komma stehen - es darf aber.

Ausnahmen:

Bei ungewöhnlicher Satzstruktur:

Das Komma bei wörtlicher Rede:

Wichtig

Ein Komma immer dort setzen, wo es sonst zu Missverständnissen kommen könnte.

Anführungszeichen

Und wäre der Satz: 
"Ich möchte einen Bindestrich zwischen die Wörter
 Würstl und Und und Und und Kraut
 setzen in meinem Schild
 Würstl Und Kraut"
nicht deutlicher geworden, wenn man
vor Würstl und zwischen Würstl
und und,
und und und Und, und Und und und,
und und und Und, und Und und und,
und und und
Kraut, sowie nach Kraut je ein
Anführungszeichen gesetzt hätte ?
Also: 'Würstl' und 'Und' und 'Und' und 'Kraut'

[Das muss man nicht verstehen!]

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Worttrennung am Zeilenende

Worttrennung am Zeilenende

Bisherige Regelung bei "st": Keine Trennung

Beispiel :
sech- ste
trotz : fünf- te

Ausnahmen:

Neu:

I m m e r T r e n n u n g (Sprechsilbenregel):

Bisherige Regelung bei "ck": Umsetzung in "k-k"

Beispiele : Ausnahmen :

Neu:

Behandlung wie "ch", "sch" u.a.

Trennungsprobleme:

Fremdwörter

Selbst der Duden (1991) hat damit Probleme:

Tri- ptik (eindeutschend für Trip- tyk);
Tri- ptyk dreiteiliger Grenzübertrittsschein...

An- archie    -    Ana- log
An- ekdote    -    Ane- mone
An- ode    -    Epi- sode
An- omalie    -    Ano- mie
An- onym    -    Ano- rak
Ascor- bin    -    As- cona
Aspi- rant    -    As- pik
Aszen- dent    -    As- zese
aut- ark    -    au- tonom
Chrys - antheme    -    Chry- soberyll
de- siderabel    -    Des- illusion
Dek- ameron    -    De- kameter
Di- arrhö    -    Dia- log
Di- phthong    -    Diph- therie
di- spers    -    Dis- pens
Di- stal    -    Dis- traktion
Di- stanz    -    Dis- torsion
Di- strikt    -    Dis- tribution
ent- optisch    -    En- tropie
ent- otisch    -    en- topisch
Ere- chtheion    -    Naph- thalin
Ex- amen    -    Exe- kution
Ex- odus    -    Exo- tik
Ex- onym    -    Exo- tarium
Ex- orzist    -    Exo- gamie
Fe- bruar    -    Ob- rigkeit
Hekt- ar    -    Hek- toliter
Heliko- pter    -    Op- tik
Hept- ameron    -    Hep- tachord
Hept- ode    -    Hep- tagon
Hex- ode    -    He- xaeder
hier- archisch    -    hie- ratisch
Hyp- nose    -    Hy- perbel
Hyph- en    -    Hy- phe
In- szenierung    -    Reminis- zenz
Irid- ektomie    -    Iri- dologe
Land- auer    -    Ka- lauer
Lep- ta    -    Le- pra
Lin- oleum    -    Mauso- leum
Ma- gnet    -    Mag- ma
Main- au    -    Do- nau
Met- onymie    -    Me- ton
Mon- archie    -    Mo- nako
Mon- odie    -    Me- lodie
Neur- algie    -    Neu- ritis
Ob- edienz    -    Au- dienz
Olig- archie    -    Oli- gopol
Pandsch- ab    -    Man- dschurei
Pan- orama    -    Pa- nik
Par- affin    -    Pa- rakinese
Par- allele    -    Pa- ralalie
Par- enthese    -    Pa- ralyse
Par- odie    -    pa- radox
Pent- alpha    -    Pen- tagon
Phenol- phthalein    -    Oph- thaline
Phil- antrop    -    Phi- lologe
Phil- atelie    -    Phi- losoph
Phil- ipp    -    Phi- lemon
Phi- lipp (Duden 1947 !)
Phil- ippinen    -    Phi- lister
Phi- lippinen (Duden 1947 !)
Phys- iater    -    Phy- siker
Pleo- nasmus    -    Ple- onexie
Pro- blem    -    ob- ligat
Psalm- odie    -    Psal - men
Pseud- onym    -    pseu- do
Psych- agoge    -    Psy- chologe
Psych- iater    -    Psy- che
Pter- anodon    -    Pte- rosaurier
py- knisch    -    Ak- ne
Päd- agoge    -    Pä- dogenese
Päd- erast    -    Pä- dophilie
Rea- gens    -    Re- aktion
red- undant    -    re- duzibel
Rhod- amine    -    Rho- dan
roy- al    -    Ro- yalist
Sem- stwo    -    sonst- wo
Sept- hämie    -    Sep- tember
So- wjet    -    Sow- chose
Spor- angium    -    spo- radisch
Steg- odon    -    Ste- gosaurier
sub- lim    -    pu- blik
Syn- ode    -    Me- thode
Teen- ager    -    Ma - nager
Ti- gris    -    Tif- lis
Trans- fer    -    Tran- sit
trans- parent    -    Tran- spiration
trans- versal    -    Tran- szendenz
Tri- fle    -    Tef- lon
Ur- ämie    -    Hy- drämie
Vit- amin    -    vi- tal
Voy- eur    -    Voya- geur
Ypsi- lon    -    Yp- silon
Zyst- algie    -    Zy- stoskop

Neue Regeln

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Meinungen

Meinungen

Auszüge aus dem Protokoll der 170. Sitzung des Deutschen Bundestags am 18. April 1997

D. Kleinert (F.D.P.):
Milliardenkosten ...
Dr. H. Lippelt (Bündnis 90/Die Grünen):
Zitat aus dem Antrag des Abgeordneten D. Kleinert:
"Der geäußerten Ansicht ... wird dem Zusammenhang ... nicht gerecht."
[Kann Rechtschreibung so wichtig sein, wenn der Inhalt falsch ist?]
Dr. L. Hartenstein (SPD):
Demokratie-Verständnis: 95 Millionen Menschen müssen nun anders schreiben, weil einige Dutzend Wissenschaftler und Politiker verfügen, daß das ... anders zu sein habe.
[Das sagt ein/e Politiker/in!]
Willkürlich anmutende Verstümmelung von Fremdwörtern: Warum Eindeutschung? Wir haben doch so schöne französische Wörter wie: Kommode, Menü, Friseur, ...
[Ist das nicht unglaublich witzig?]
F. P. Basten (CDU/CSU):
Neue unzumutbare Schreibweisen:
Kommunikee statt Kommuniqué
Ext- rakt statt Ex- trakt
[Ist das eine bewußte Irreführung oder nur Unwissenheit?]
G. Häfner (Bündnis 90/Die Grünen):
Bisher hat der Duden die Rechtschreibung geregelt. Jetzt haben wir den erstmaligen und bemerkenswerten Vorgang, daß die Exekutive (der Länder) ... die Schrift amtlich regulieren will.
[Die Regelungen einer Privatfirma sind also richtiger?]

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Zusammenfassung

Zusammenfassung

  1. Die Rechtschreibregeln vor der Reform (Duden 1991) waren in sehr vielen Fällen undurchschaubar, spitzfindig, zum Teil äußerst kompliziert und teilweise willkürlich, zufällig, durcheinander und mit kaum mehr nachvollziehbaren Festlegungen, letztlich unzumutbar!
    [Das sagt so der Duden selbst!]
  2. Die neuen Regeln entsprechen eher dem Sprachgefühl und sind ein Schritt in die richtige Richtung!
  3. Einzelne Regelungen sollten noch verbessert werden - insbesondere die für die Getrennt- und Zusammenschreibung.


Alles sollte so einfach
wie möglich gemacht werden,

aber nicht einfacher.

Albert Einstein

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Literatur

Literatur

Gertrud Bauer :
Stichwort Rechtschreibreform
Heyne Verlag, München 1996
Hermann Zabel / GfdS :
Die neue deutsche Rechtschreibung
Falken-Verlag, Niedernhausen 1996
Hertha Beuschel-Menze, Frohmut Menze :
Die neue Rechtschreibung
Rowohlt Verlag, Reinbek 1996
Volksbanken und Raiffeisenbanken (A. Dornseif) :
Das 1 x 1 der deutschen Rechtschreibreform
Presseverlag Plötz, Berlin 1996
Der Große Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter
Bibliographisches Institut, Leipzig 1930
10. Auflage
Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache
Dudenverlag, Mannheim 1991,
20. Auflage
Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache
Dudenverlag, Mannheim 1996,
21. Auflage
Das neue deutsche Wörterbuch für Schule und Beruf
Heyne Verlag, München 1996
Institut für deutsche Sprache (IdS), Mannheim :
http://www.ids-mannheim.de/reform/
Amtliche Regelung :
http://www.ids-mannheim.de/grammis/reform/inhalt.html
Duden Online :
http://www.duden.bifab.de/home.html
insbesondere:
http://www.duden.bifab.de/rechtschreibung/recht_regeln.html
Universität Würzburg :
http://www.wuerzburg.de/spec/rechtschreibreform/
Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) :
http://www.wuerzburg.de/spec/rechtschreibreform/gfds-lit.html
Universität Saarbrücken :
Memorandum zur Rechtschreibreform, Prof.Zimmermann
http://www.phil.uni-sb.de/FR/Infowiss/papers/rsreform.html
IDS Sprachreport Extraausgabe Juli 1996 :
http://fserv.hrz.th-merseburg.de/~wwwbib/rsreform.html
Spiegel-Gespräch :
Günther Drosdowski (Duden-Chefredakteur)
Bundestag :
http://www.bundestag.de
Protokoll der 170. Sitzung (18.4.1997): Rechtschreibung
http://www.bundestag.de/ftp/13170e.zip
Hier lokal gespeichert zum Anklicken
Protokoll der 224. Sitzung (26.3.1998): Rechtschreibung
http://www.bundestag.de/ftp/13224o.zip
Hier lokal gespeichert zum Anklicken
Suchmaschinen:
Altavista-Suche mit "Rechtschreibreform" :
ca. 4000 Treffer
Guter Treffer (zum Beispiel):
Horst Rothe - Uni Leipzig
Newsgroup :
news:de.etc.sprache.deutsch
Inhaltliche Fragen zur Rechtschreibreform an Dr. Klaus Heller (IdS):
mailto:heller@ids-mannheim.de

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform - Anhang

Anhang

Übungsdiktate

Ingolf Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform

Das D. E. Zimmer'sche Diktat


Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT, 3. Nov. 1989

Finden Sie die 75 Fehler:

1. Irgendjemand flezte sich auf dem Divan neben dem Büffett, ein Anderer räckelte sich rhytmisch auf der Matraze, ein Dritter planschte im Becken.

2. Man stand schlange und Kopf, lief Ski und Eis, schob Kegel, sprach Englisch, und wer Diät gelebt und Haus gehalten hatte, hielt jetzt Hof.

3. Auf gut Deutsch heißt das, die lybische Firma hat pleitegemacht, aber die selbstständigen Mitarbeiter konnten ihre Schäfchen ins Trockene bringen.

4. Alles Mögliche deutet daraufhin, daß sich etwas ähnliches widerholen wird, obwohl alles Erdenkliche getan wurde, etwas derartiges zu verhindern und alles zu anulieren.

5. In einem nahegelegenen Haus fand sich das nächst gelegene Telefohn, im Portemonaie der nummerierte Bong.

6. Im Zenith ihres Rums wagten sie die Prophezeihung, man werde trotz minutiöser Prüfung weiter im Dunkeln tappen und aufs beste hoffen, und in soweit werde alles beim Alten bleiben.

7. Auch wer aufs ganze geht und überschwänglich sein bestes tut, tut manchmal Unrecht, hält es aber gern für rechtens.

8. Er war stattdessen bemüht, den zugrunde liegenden Konflikt - also den Konflikt, der ihrem Dissenz zugrundeliegt und allen Angst macht - zu entscherfen, und infolge dessen kam er mit allen ins Reine.

9. Wie kein Zweiter hat sich der Diskutand dafür starkgemacht, auch die weniger brillianten Reflektionen der Coryphähen ernstzunehmen.

10. Daß es nottut, alles wieder instandzusetzen, darf ein Einzelner nicht infrage stellen.

Worttrennungen: Exa-men; Ex-otik; Hek-tar; ig-no-riert; Lan-dau-er; Li-no-le-um; Psy-chi-a-ter; Psych-ago-ge; Psych-olo-ge; pä-da-go-gisch; pä-do-phil; Pä-de-rast; Sow-jet; Sy-no-nym.


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Ingo Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform

Das D. E. Zimmer'sche Diktat


Dieter E. Zimmer, DIE ZEIT, 3. Nov. 1989

Auflösung:

1. Irgend jemand fläzte sich auf dem Diwan neben dem Büfett [oder Buffet], ein anderer rekelte [oder räkelte] sich rhythmisch auf der Matratze, ein dritter planschte im Becken.

2. Man stand Schlange und kopf, lief Ski und eis, schob Kegel, sprach Englisch, und wer diät gelebt und hausgehalten hatte, hielt jetzt hof.

3. Auf gut deutsch heißt das, die libysche Firma hat Pleite gemacht, aber die selbständigen Mitarbeiter konnten ihre Schäfchen ins trockene bringen.

4. Alles mögliche deutet darauf hin, daß sich etwas Ähnliches wiederholen wird, obwohl alles Erdenkliche getan wurde, etwas Derartiges zu verhindern und alles zu annullieren.

5. In einem nahe gelegenen Haus fand sich das nächstgelegene Telefon [oder Telephon], im Portemonnaie der numerierte Bon.

6. Im Zenit ihres Ruhms wagten sie die Prophezeiung, man werde trotz minuziöser [oder minutiöser] Prüfung weiter im dunkeln tappen und aufs Beste hoffen, und insoweit werde alles beim alten bleiben.

7. Auch wer aufs Ganze geht und überschwenglich sein Bestes tut, tut manchmal unrecht, hält es aber gern für Rechtens.

8. Er war statt dessen bemüht, den zugrundeliegenden Konflikt - also den Konflikt, der ihrem Dissens zugrunde liegt und allen angst macht - zu entschärfen, und infolgedessen kam er mit allen ins reine.

9. Wie kein zweiter hat sich der Diskutant dafür stark gemacht, auch die weniger brillanten Reflexionen der Koryphäen ernst zu nehmen.

10. Daß es not tut, alles wieder instand zu setzen, darf ein einzelner nicht in Frage stellen.

Worttrennungen: Ex-amen; Exo-tik; Hekt-ar; igno-riert; Land-au-er; Lin-ole-um; Psych-ia-ter; Psych-ago-ge; Psy-cho-lo-ge; päd-ago-gisch; pä-do-phil; Päd-erast; So-wjet; Syn-onym.


Ingo Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform

Das Kosog'sche Diktat


Oskar Kosog: Diktattext "Aus dem Testamente einer Mutter" (1912)

Es fehlen alle Großbuchstaben. Bitte setzen Sie sie ein!

Liebe kinder!

Heute nacht nahm ich mir vor, euch diesen morgen einige lehren fürs leben des näheren nieder zu schreiben. Leset sie oftmals durch, so werdet ihr euch bei gelegenheit des näheren entsinnen und danach handeln. Zwar kann ich euch nur etwas weniges hinter lassen; aber euch etwas gediegenes lernen zu lassen, dazu habe ich mein bestes, ja mein möglichstes getan. Ihr seid alle gut im stande, so daß ihr im stande seid, euch redlich durch zu schlagen. Sollte jedoch einer von euch je in nöten sein, so ist es durchaus von nöten, daß ihr euch gegenseitig helft. Seid stets willens, euch untereinander zu willen zu sein. Irrt einer von euch, so sollen die übrigen ihn eines anderen, und zwar eines besseren, belehren.

Achtet jedermann, vornehme und geringe, arm und reich. Seid keinem feind; denn jemandes feind sein bringt oft unheil. Tut niemand ein leid an, so wird man euch nicht leicht etwas zu leide tun. Euer seliger vater sagte oft zu seinen schülern: "tut nie böses, so widerfährt euch nichts böses." Macht euch eine brüderliche friedfertigkeit zu eigen, indem ihr im streit nach dem worte handelt: "gehst du zur rechten, so habt ihr recht, ja das größte recht, wenn ihr euer recht sucht." Laßt nichts außer acht, ja außer aller acht, wenn ihr freundschaft schließt. Wählt nicht den ersten besten als freund und sorgt, daß ihr unter euern mitarbeitern nie die letzten seid. Wollt ihr wichtiges zuwege bringen, so müßt ihr ernstlich zu werke gehen.

Sucht auf dem laufenden zu bleiben und zieht nie eine ernste sache ins lächerliche. Verachtet nie das leichte, so wird es euch schließlich ein leichtes, auch das schwierigste zu überwinden. Es ist aber das schwierigste, daß man sich selbst bezwingt. Seid ihr aber in einer angelegenheit im dunkeln, so übt vorsicht, denn im dunkeln stößt man leicht an. Seid auch im geringsten nicht im geringsten untreu. Zum letzten rate ich euch folgendes: befolgt das vorstehende, so braucht euch nicht angst zu sein; ohne angst könnt ihr dann zu guter letzt auf das beste stand halten, auf das beste hoffen und trotz aller widerwärtigkeiten zeit eures lebens dem schicksal trotz bieten.


Ingo Giese, 9. Oktober 1997
Rechtschreibreform

Diskussion


16. März 1992



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