Geschichte der Rechtschreibung

   ~750  Althochdeutsch (Beginn)
    765  "Abrogans": Älteste deutsche Schrift

    786  theodiscus > deutsch (als Sprache der germanischen Volksstämme)
790-800  "Isidor" (Fragmente), Alkuin
    800  Karl der Große: Beginn der deutschen Geschichte; Bildungspolitik 





863-871  Mönch Otfried v.Weißenburg verfaßt
           Evangeliendichtung in der "Volkssprache".
           Neue Buchstaben und Buchstabenkombinationen.
















1050/1100  1. Lautwandel (Althochdeutsch -> Mittelhochdeutsch)    






















   1290  Italien: Dante Alighieri mit vielen großen Werken erstmals
           in italienischer Sprache. Danach auch: F. Petrarca und G. Boccaccio
   1300  Ausbau der Schriftsprache, besonders in den Kanzleien von Karl IV



  ~1350  Mittelhochdeutsch -> Frühneuhochdeutsch











   1477  England: William Caxton druckt erstes englisches Buch, 
           das auch die Orthografie festlegte. Aber 1500-1550 Lautwandel,
           der nicht in der Orthografie nachvollzogen wurde
  ~1500  2. Lautwandel (Frühneuhochdeutsch -> Neuhochdeutsch)
           Humanisten interessieren sich für die deutsche Sprache.
           Volksstämme sprechen noch sehr unterschiedlich: Kloi = Kloa = Kleen          
   1523  Martin Luther: Erste Ausgabe seines Alten Testaments
           Fast alles nur Kleinbuchstaben. Begriff "Muttersprache"
   1545  Martin Luther: Neuauflage des AT mit vielen Großschreibungen 
           von Substantiven, aber auch anderen Wörtern. 
           Großer Einfluß! Aber keine einheitliche Schreibung im AT:
           Zweiffel, Zweifel, Zweyffel, Zweivel (auf gleicher Seite)

   1590  Spanien:Cervantes, Lope de Vega, Calderon: Goldenes Zeitalter
           der spanische Literatur. Großer Einfluß auf die Orthografie
   1605  Frankreich: HeinrichIV. beauftragt Dichter Malherbe,die
           franz. Sprache zu reinigen und zu pflegen. Academie Francaise
   1612  Italien: Wörterbuch einer Akademie, das die Orthografie
           festlegte. Diese ist fast identisch mit der heutigen 
           Schreibweise (kein ph, rh, th!)
   1663  Immer noch keine einheitliche Schreibung:
           Amt, Ambt, Ammbt, Ampt, Ammpt, Amptt




   1726  Spanien: Wörterbuch der Königlichen Spanischen
           Akademie, das die Orthografie festlegte. Diese ist fast
           identisch mit der heutigen Schreibweise (ähnlich Italien)   
   1748  Johann Gottsched(Deutsche Gesellschaft) gibt Buch heraus:
           "Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst". Als Maßstab anerkannt;
           Festschreibung der Großschreibung nur von Substantiven
1750-1830 Klassisches deutsches Zeitalter (Klopstock, Lessing,
           Goethe, Herder, Kleist, Wieland, Schiller, Novalis, Hölderlin)
           Viele, u.a. auch Goethe, halten sich nicht an Gottscheds Regeln:
           Mädgen, dicktiren.

1854(-1961) Jacob Grimm "Deutsches Wörterbuch", Ablehnung
           der Großschreibung, radikale Änderungsvorschläge
           (kein Dehnungs-h , w und f statt v) 
   1871  Reichsgründung. Jede Schule schreibt nach anderen Regeln,
           jede größere Druckerei hat ihr eigenes Wörterbuch.
   1876  1.Orthografische Konferenz (Berlin) mit maßvollen 
           Änderungsvorschlägen (t statt th in Thür usw.).
           Wenig Akzeptanz.   
   1880  Konrad Duden: "Orthografisches Wörterbuch der 
           deutschen Sprache" für Buchdruckereien. Bismarcks Verbot
   1901  2. Orthografische Konferenz (Berlin, unter K. Duden). Erfolg:
           Verbindliche Festlegung einer einheitlichen Orthografie, aber 
           unter Ausklammerung fast aller Probleme 
   1915  9. Auflage des Dudens mit vielen Änderungen setzt sich durch
           Weiterhin Rechtschreibprobleme: Das Kosogsche Diktat
  ~1923  Niederlande: Abschaffung der Großschreibung

   1948  Dänemark schafft die Großschreibung ab. Damit gibt es 
           nur noch eine (europäische ?) Sprache mit Großschreibung
   1954  Erste neue Ansätze für Rechtschreibreform: "Stuttgarter
           Empfehlungen". Kultusministerkonferenz: Im Zweifelsfall gelten
           die Regeln des Duden - bis zu einer Neuregelung

   1985  1. Wiener Konferenz (BRD, DDR, Österreich, Schweiz) 
   1990  Nach Ablehnung der Vorschläge (Tron): 2. Wiener Konferenz
   1994  3. Wiener Konferenz mit neuem Vorschlag (10 Staaten)
   1995  Kultusministerkonferenz verabschiedet überarbeiteten Text
   1996  Alle Staaten unterzeichnen den Vertrag
   1997  Einrichtung einer "Zwischenstaatlichen Kommission" (IdS)
   1998  In Kraft treten der neuen Regeln mit Übergangsfrist bis 2005
   1999  Fast alle Zeitungen/Zeitschriften gehen zur neuen Schreibung über

Ingolf Giese,