Software-Fehler (1-5)


Gemini 5, August 1965:

7. bemannter Flug der USA, 120 Erdumrundungen (8 Tage)
Gemini 5 verfehlte vorgesehenen Landeplatz um 160 km
Ursache: Umlauf der Erde um die Sonne wurde vom Programm nicht berücksichtigt

Apollo 8, Dezember 1968:

1. bemannter Flug zum Mond, 10 Mondumrundungen
Teile des Computer-Speichers wurden wegen eines Software-Fehlers während des Fluges gelöscht

Apollo 14, Januar 1971:

3. Mondlandung (6. Flug zum Mond, 1000. Satellitenstart)
Auf dem 9-tägigen Flug zum Mond traten 18 verschiedene Software-Fehler auf
Das Apollo-Programm war das am sorgfältigsten ausgeführte Software-Projekt der 70er Jahre
Trotzdem war jedes größere Problem ein direktes Resultat eines Software-Fehlers

Space Shuttle 1 (Columbia), April 1981:

1. Startversuch der US-Raumfähre: Abbruch des Starts, da die 4 (alten) IBM-Bordrechner zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen und sich nicht synchronisierten
Ursache: Eine Verzögerungsbedingung war zwei Jahre zuvor von 50 ms auf 80 ms geändert worden
In 2000 Stunden Testzeit wurden über 200 Fehler gefunden
Beim 1. Flug traten 24 weitere Fehler auf (Fehler-Manual!)


Eole 1, August 1971:

1. französischer Anwendungssatellit (NASA-Start)
Meteorologisches Experiment mit 141 Wetterballons rund um die Erde, Datenübertragung zum Satelliten
Ballons konnten zwei Kommandos empfangen: "Sende Daten" und "Zerstöre Dich selbst" (Notfall)
September 1971: Satellit wünschte Datenempfang, Ballons erhielten aber das andere Kommando:
72 Ballons, die in Sichtweite lagen, explodierten

Phobos 1, August 1988:

1. Raumsonde der UdSSR zum Mars und Marsmond Phobos
Kurz nach dem Start wurden der Sonde mehrere Kommandos zur Kurskorrektur geschickt
Bei einem Kommando wurde ein Buchstabe vergessen
Dieses verkürzte Kommando wurde jedoch als ein anderes (nur beim Bodentest vorgesehenes) Kommando interpretiert
Rotation der Raumsonde, so daß kein Kontakt mehr mit ihr hergestellt werden konnte
Die Bodentest-Software blieb im ROM-Speicher der Sonde
Dem Operator wurde gekündigt - aber dem Entwickler/Programmierer hätte man kündigen sollen
Auch die Schwester-Sonde Phobos 2 ging im März 1989 (bei Phobos) wegen eines Software-Fehlers verloren


SDI-Laserexperiment, Juni 1985:

Laserstrahl sollte von der Spitze des Berges Red Hill (Hawaii) zum Spiegel im Fenster des Space Shuttles Discovery gesendet und reflektiert werden (600 km)
Zur Positionierung des Shuttles wurde seinem Programm die Berghöhe (korrekt) als 10023 ft eingegeben
Das Programm interpretierte die Zahl jedoch als Angabe in Seemeilen: Mißerfolg

F-16 Jagdflugzeug, ca. 1978:

Erstes Jagdflugzeug der USA mit Computer-Steuerung
Überfliegen des Äquators: Das Flugzeug stellte sich auf den Kopf
Ursache: Vorzeichenfehler im Algorithmus des Programms bei der Berücksichtigung der geographischen Breite
Glück: Fehler wurde in der Simulation gefunden

F/A-18 Jagdflugzeug (US-Navy), ca. 1980:

Testpilot feuerte Rakete ab
Computer öffnete Raketenbehälter und gab Rakete frei, schloß ihn aber zu früh wieder
Rakete zündete und schoß das Flugzeug steuerlos umher

Falkland-Krieg, H.M.S. Sheffield, 1982:

Das Radarsystem der britischen Fregatte identifizierte die anfliegende argentinische Exocet-Rakete als "Freund"
Kein Alarm: Untergang des Schiffes


Verkehrsflugzeug, Neuseeland, November 1979:

Flugzeug zerschellte an einem Höhenzug in der Antarktis
Ursache: Die Besatzung wurde nicht über eine Änderung der Eingabedaten für den Bordcomputer informiert

B 737, ca. 1980:

Der automatische Vortriebsregler schaltete sich manchmal während des Startvorgangs bei 60 kn ab
Ursache: Software legte nur fest, was unter und was über 60 kn passieren sollte

B 767, Air Canada, Juli 1983:

Schlechte Lötstelle ergab nur halbe Leistung
Programm war nur darauf abgestimmt, einen Totalausfall zu erkennen; Ausfall des Computers, keine Treibstoffanzeige
Treibstoffmenge wurde falsch geschätzt: Notlandung

B 747, Korean Airlines, August 1983:

Beim Flug von Anchorage nach Seoul wurden die UdSSR überflogen, das Flugzeug wurde abgeschossen
Wahrscheinliche Ursache: Falsche Eingabe des Startortes (139° statt 149° West) in den Navigationsrechner
Eventuell falsche Korrektur/Abschalten der Warnungen

B 747 und Lockheed L-1011, Juli 1987:

Fastzusammenstoß über dem Nordatlantik bei 10 m Abstand
Ursache: Eine Ziffer der Startposition der Lockheed L-1011 wurde falsch in den Navigationsrechner eingegeben


A 320 Airbus, Air France, Juni 1988:

Absturz eines Airbus bei einer Flugshow nahe Mühlhausen
Ursache: Ungewöhnliche Flugaktionen (niedrige Höhe, steiler Flugwinkel) wurden nicht von der Software unterstützt; "Fehlverhalten des Piloten"

A 300 Airbus, Iran Air, Juli 1988:

Kreuzer USS Vincennes schoß iranisches Verkehrsflugzeug während des Iran-Irak-Krieges über dem Golf von Persien ab, weil es (angeblich) ein falsches Funksignal aussendete und immer niedriger flog
Das Verhalten des Flugzeugs (Steigen) wurde auf einem anderen Bildschirm angezeigt und nicht bemerkt
Elektronisches Aegis-Radarsystem war nicht in der Lage, den Airbus von einem Militärflugzeug zu unterscheiden
Aegis-System: Etwa 1 Millionen Zeilen Programmcode $ 600 Millionen Kosten (50% der Schiffs-Gesamtkosten)

B 737, Varig Airlines (Brasilien), September 1989:

Falsche Eingabe des Zielortes (2700 statt 0270) in den Navigationsrechner
Flugzeug flog 3 Stunden lang nach Süden statt Norden
Absturz wegen Treibstoffmangels im Amazonas-Dschungel

A 320 Airbus, Indian Airlines, Februar 1990:

Der Pilot wählte falschen Modus für die Landung: Absturz

A 320 Straßburg, Januar 1992; A 300 Nagoya, April 1994;

A 320 Hongkong, Juni 1994; A 340 London, September 1994;

B 747 Guam, August 1997; A 300 Taipeh, Februar 1998; ...


Ingolf Giese